Balkan TET 2018: Tag 11 Nevesinje Blidinje Nature Park
Wenn man so früh schlafen geht, wird man auch früh wach. Wir packen unsere Sachen und beladen die Motorräder. Auch unser Vermieter wird wach und bittet uns in einen großen Raum im Erdgeschoss. Wieder Erwarten gibt es für 7€ pro Nase auch noch ein Frühstück. Den üblichen Ziegen/Schafskäse, Brot, Tee (ich hasse Tee) und Unmengen an Rührei mit Schinken. Auf meine Bitte wird mir auch noch ein sehr starker Kaffe gebraut.
Wir bezahlen und wollen aufbrechen. Wir haben unserem Gastgeber unsere grobe Route erklärt. Er zeigt uns noch den Weg Richtung Mostar, wir winken und fahren in die entgegengesetzte Richtung los. Wir wollen über den TET fahren, der in dieser Gegend laut Jonathan besonders toll sein soll.
Kaum sind wir auf den TET eingebogen, sehe ich was Jonathan meint. Man fährt durch eine felsige Ebene entlang des Bergrückens, über den es dann später nach Mostar gehen soll. Die Morgensonne taucht das alles jetzt um 8h30 in ein tolles Licht.
Endlich denke ich daran, mal den Tachostand zu fotografieren. Knapp über 2100km seit wir in Zagreb gestartet sind.
In der Ebene werden gerade viele neue Straßen geteert, ein Geschenk aus Schweden, wenn ich die Schilder richtig deute. Außerdem sind alle paar Kilometer große Friedhöfe am Straßenrand.
Der Track ist toll. Manchmal biegen wir in Wege ein, die wir nie genommen hätten und...
... 20 Minuten später bleibt mir der Mund offen stehen, was für eine Aussicht!
Nachdem aus jeder Perspektive ein Foto geschossen wurde geht es langsam bergauf in die Berge. Erst über breite Schottterautobahnen mit ausgewaschenen Steilstücken. Irgendwann sind die Abzweige so schmal, das wir erst vorbeirauschen. Wir biegen in einen kleinen Weg ein, der mit großen losen Steinen und vielen Ästen bedeckt ist. Trial im ersten und zweiten Gang als ich hinter mir ein Hupen höre. Mist, hoffentlich kein Sturz. Also wende ich im Hang und düse zurück. Hanjo hat sich in den Zweigen verheddert und sein angeschlagenes Knie mag den anstrengenden Weg nicht.
Schwierige Entscheidung. Bis Mostar alleine weiterfahren und dort wieder treffen ist mir zu riskant.
Laut Track geht es noch ca. 800 Höhenmeter weiter bergauf, oben liegt noch etwas Schnee und Handyempfang ist hier auch nicht. Außerdem lässt man sich nicht im Stich!
Also suchen wir eine Umfahrung Richtung Mostar. Zurück auf der Schotterautobahn sieht man im Rückspiegel noch mal, was man verpasst.
Da oben wäre es lang gegangen |
Nachdem wir aus der Hitze der Stadt raus sind, machen wir auf dem Hochplateau oberhalb von Mostar erstmal Mittagspause in einem alten Fort.
Von weitem sah die Zufahrt so harmlos aus. Aber die dritte Zufahrt war bequem zu schaffen, von vorne rein war es einfach zu viel Geröll.
Frisch gestärkt geht es weiter den Berg hoch. Nach einer Weile halten wir an und werfen einen Blick zurück zum Fort. Von hier sehen die Zufahrten so harmlos aus...
Aus der Ferne sieht man weder die Steigung noch die großen Steine |
Und der Blick nach Vorn auf den Gipfel. Die Strecke soll viel scharfkantigen Schotter enthalten, der einem den Reifen wegfrisst.
Da soll es hoch gehen |
Die Kehren sind aus Beton. Teilweise sind die Kanten zwischen Schotter und Beton so hoch, dass das Motorrad aufsetzen könnte. Und der Gipfel kommt kaum näher.
Ein Blick auf die Uhr mahnt zum umkehren, wir müssen das ja alles noch zurück. Außerdem zehrt die Stecke sehr an den Kräften. Wir haben noch nicht einmal die Hälfte der Tagesetappe hinter uns.
An der Kante des Hochplateaus halten wir noch öfter an, um ein paar Fotos mit Mostar im Hintergrund zu machen.
Über den Dächern von Mostar |
Der Gipfel bleibt dieses Jahr unerklommen |
Auf der anderen Seite der Stadt geht der TET wieder in die Berge. Aber vorher müssen wir runter in die heiße Großstadt mit ihrem dichten Verkehr.
Abstieg nach Mostar |
Mit dem Tele schaue ich auf das Treiben in der Altstadt. Bei unserer Balkan-Tour 2016 haben wir unweit der alten Brücke gewohnt. Morgens um 7h30 hatte ich die Brücke noch für mich allein.
Die wieder aufgebaute "Old Bridge" von Mostar |
Dann liegt die Stadt hinter uns. Schon nach wenigen Kilometern wird die Straße wieder schmaler und leerer.
Und dann sind auf dem Stück vom TET, der mir 2016 mit der Transalp den Schweiß auf die Stirn getrieben hat. Damals wussten wir noch nichts vom TET und hatten einfach eine Route über kleinste Straßen gewählt.
Der Weg wechselt ständig zwischen festgefahrenem Schotter und losem, groben Geröll an den Steigungen. Hatten wir damals noch Sorge, dass der Weg im Nirvana endet freue ich mich heute auf ein entspannte Fahrt durch das Winnetou-Gedächtnis-Tal.
Die Stelle kommt mir bekannt vor. Seit 2 Jahren mein Bildschirmhintergrund... |
2016 mit der Transalp |
Wir bleiben abwechselnd stehen und machen Fotos und Videos vom anderen.
Während wir fotografieren, kommt eine Africa-Twin aus Frankreich vorbei. Den TET kennt er nicht, er fährt auf einem gekauften Offroad-Track.
Auf einmal bewegen sich Scheinwerfer und Windschild stärker als normal auf der Rumpelpiste. Durch die Dauervibration und die erhöhte Last durch das Windschild ist ein Haltwinkel unter dem Scheinwerfer durchvibriert. Wir fixieren den Scheinwerfer mit Kabelbindern am Federbein und die Fahrt kann weitergehen.
Bald sind wir an der Stelle, an der Jonathan von den Hofhunden angegriffen und in den Wald gejagt worden ist. Wir suchen uns in der Karte eine Umfahrung und lassen den Hof weit rechts liegen.
Kurze Navipause |
Danach geht es über eine Sackgasse zum höchsten Punkt des Bosnien TET. Während wir uns langsam höher schrauben, führt der Weg in ein Gebiet, in dem ein Buschbrand gewütet hat.
Langsam geht es höher und die ersten Schneefelder liegen am Hang.
Auf 1950m Höhe ist Schluss. Die letzten 300m bis zum Gipfel werde ich wohl nicht schaffen. Außerdem ist Hanjo nicht mehr zu hören. Da ich aber auch keine Hupe höre wird wohl alles OK sein.
Die Aussicht hier oben ist fantastisch. Und außer dem Wind ist kein Geräusch zu hören.
Steile Kehren im Nationalpark |
Nach ein paar Kehren finde ich Hanjo rauchend am Straßenrand inmitten dieser beeindruckenden Mondlanschaft.
Die abgestorbenen Büsche lassen das ganze sehr gespenstisch aussehen.
Die quellenden Wolken um uns herrum mahnen zur Abfahrt. Noch 30km bis zu einem Wintersportort, in dem es auch Hotels geben soll.
Na, wer sieht den Golf II? |
Wir erreichen die asphaltierte Hauptstraße und ich erhöhe erst mal wieder den Luftdruck. Viel ablassen konnte man auf der Strecke eh nicht, da man sich sonst bei den großen Steinen auf der Strecke schnell mal die Felge kaputt hauen kann.
Die Bergstrecken heute haben deutliche Spuren an den Reifen hinterlassen. Aber keine Risse am Reifen. Ich bin zufrieden.
Auch der Hinterreifen zeigt Kampfspuren...
Auf dem Weg zum Skigebiet liegt ein Hotel direkt an der Straße. Sieht gut aus, wir fragen nach dem Preis.
Der ist sehr günstig und es ist auch egal, ob wir 2 Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer nehmen. Also hat endlich mal wieder jeder sein eigenes Reich.
Der Übeltäter |
Ok, die feuchten Shirts werden ausgewaschen und mit dem Notfallfön trocken geblasen. Den hatte ich mit, um evtl. nasse Stiefel zu trocknen. Fön in den Kragen stecken und das Kleidungsstück bläst sich auf. Klappt prima. Nach ein paar Stunden ist alles trocken und das Zimmer riecht, naja, besonders. Gut, dass es hier oben keine Wespen gibt.
Notfallfön im Einsatz |
Da oben waren wir vorhin noch... |
Die Wachhunde fallen vor allem durch Ihre Bewegungslosigkeit auf. Trotdem bitte ich den Bernhardiner auf meine Mopped aufzupassen. Da die Karren von der Straße aus sichtbar sind, kommt auch die Kette zum Einsatz.
Das Restaurant ist gut besucht. Mal wieder Zeit für einen Gemüseteller Balkan Art.
Derweil verströme ich einen betörenden Blaubeergeruch. Für den Rest der Reise habe ich jetzt die Wahl zwischen Schweiß und diesem Geruch. Gut dass es keine Bierdose war, oder Milch...
Was für ein Tag, was für tolle Strecken. Knapp 200 anstrengende Kilometer liegen hinter uns. Rückblickend eine tolle Ecke um eine ganze Woche Urlaub zu machen und alles im näheren Umkreis zu erfahren.
Das Hotel (Hajdučke vrleti) ist empfehlenswert und eine gute Ausgangsbasis und liegt direkt am TET
Tag 10:
Tag 12:
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AntwortenLöschenDie CRF überlege ich auch schon Probe zu fahren...Bisher hab ich eine Transalp und eine SLR650, die ja eigentlich keine echte Enduro ist. Wie geht die CRF auf Fernreise? Und was ist die schwarze alte Maschine für eine? Yamaha XT ...? Gruß Josch
AntwortenLöschenHallo Josch, die CRF macht sich toll auf Reisen. Sobald die Straßen etwas schlechter werden, ist man deutlich entspannter unterwegs als mit einem über 200kg Eisen. Der Motor läuft dank Einspritzung und Ausgleichswelle genauso ruhig wie der V-Twin der Alp. Ist halt kein hochgezüchteter Sportmotor. Habe unter Moppeds etwas dazu geschrieben. Bei den Weltreisenden ist die CRF auch sehr beliebt, da sie langlebig ist und fast in jedem Land der Welt verkauft wird.
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