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Donnerstag, 5. Juli 2018

Balkan TET 2018: Tag 6: Kolasin Boga

Balkan TET 2018: Tag 6: Kolasin Boga


Hofft auf essbares beim Öl-Check
Der Wetterbericht hat sich weiter zu unseren Ungunsten geändert. Wolken, leichter Regen und ein Gewitter um 20h in Theth sind angesagt. Egal, wir wollen weiter. Die großen Einzylinder wollen aber erstmal Ölnachschub. Unter der aufmerksamen Kontrolle des Straßenhundes wird nachgefüllt.
Öl kostet hier an der Tanke übrigens deutlich weniger, als bei uns im Baumarkt. Angesichts der unzähligen Öldosen am Straßenrand kein Wunder, der Umsatz muss hoch sein.
Wir fahren auf der M9 östlich in die Berge Richtung albanische Grenze. Mit jedem Höhenmeter wird es kälter und feuchter.
 Kurz nach der Passhöhe ziehen wir unser Regenzeug an, also sollte bald wieder die Sonne scheinen.
Wenige Kilometer vor der Grenze stoppt uns eine entgegenkommende Gruppe von Motorradfahrern. Sie warnen uns vor Polizisten mit Radarpistole. Während wir so die halbe Straße blockieren rauscht ein weißer Wagen an uns vorbei, den wir wenig später von der Polizei angehalten wiedersehen.

Bei der Einreise nach Albanien hat Adalin Probleme. Seine Versicherung gilt nicht in Albanien. Er will eine Versicherung an der Grenze abschließen, aber der Container ist nicht besetzt. Er darf einreisen, muss aber in der nächsten Stadt eine Versicherung abschließen und sich bei der Polizei melden.

500 Meter hinter dem Grenzübergang fängt der Schotter an. Willkommen in Albanien! Kurze Zeit später beginnt allerdings eine nagelneue Teerstraße, die richtig Freuden macht. Nur das Tempolimit von 40 auf den Geraden und 20km/h in den Kurven ist irgendwie merkwürdig.


Wir fliegen durch die Kurven, bis wir ein Einladendes Café mit WLAN am Straßenrand finden.


Ein kleiner Jung bettelt so lange bei seiner Schwester, bis sie ihren ganzen Mut zusammen nimmt und mich fragt, ob ihr Bruder mal für ein auf meinem Motorrad sitzen darf. Klar. Die strahlenden Augen des Kleinen werde ich so schnell nicht vergessen. Danach will der große Bruder auch mal...
Dem Großen gefällt es wohl auch...
Eine Versicherung für Adalin gibt es wohl erst in Shkodra. Wir wollen weiter Richtung Theth und dann abends schauen, ob wir wieder zusammenfinden. In Theth ist weiterhin ein schweres Gewitter ab 20h angesagt. Also heißt es erst mal Abschied nehmen.
Verabschiedung am Straßenrand
Wenn man meint, die Serpentinen können nicht besser werden, legt Albanien noch mal einen drauf...

 Oben gibt es Aussichtplattformen, die genutzt werden wollen.



Über den Bergrücken rechts führt laut GPS der TET-Montengro. Leider konnten wir da oben nicht lang.

 Wir fotografieren so lange, dass irgendwann auch Adalin wieder aufschließt. Immer noch ohne Versicherung.

Kurz darauf biegen wir ab in die Berge. Als wir auf der asphaltierten Seite unterhalb der Passhöhe für ein Pause halten, ruft uns von oben jemand etwas zu, was wir nicht verstehen können. Der Geländewagen mit WoMo-Aufbau kommt zu uns runter und warnt uns vor einer Stromleitung die vom Mast abgefallen ist und in der Kehre über der Straße hängt. Das hätte ins Auge gehen können.

Kurz vor dem höchsten Punkt liegt teilweise Schnee auf der Farbahn. Aber dank Facebook weiß ich ja, dass seit einer Woche die Straße geräumt wird. Von der Stelle, wo der Asphalt in Schotter übergeht sehe ich nichts. Der Parkplatz ist unter mehreren Metern Schnee versteckt.
Beginn der Schotterstrecke
Wir bleiben erst mal stehen und lassen die Kulisse auf uns wirken. Das ist also der höchste Punkt der Theth-Runde von der ich so viel gelesen habe. Bei Streetview sah das ganz anders aus...

Der Blick in das Tal ist atemberaubend. Irgendwo da unten muss Theth liegen.Die Schneefelder in den geschützten Lagen sind beeindruckend, aber die Strecke ist ja geräumt.
 Erst geht es eine Weile am Hang entlang, Rechts immer der Abgrund.
Ab und zu liegen große Schneebrocken auf der Straße, die den Hang runter gekommen sind. Von sowas möchte ich nicht getroffen werden.

Am Osthang beginnen die Serpentinen. Je tiefer wir kommen, desto höher werden die Schneewände links und rechts.Nur wenn ich stehend fahre kann ich über den Schneerand sehen.
Irgendwann fährt man im tiefen Schneematsch. In der Mitte sinken die Räder tief ein. Nutzt man die Spurrillen am Rand klappen die Spiegel ein und die Satteltaschen schleifen am Schnee.
An einer breiten Stelle wollen wir den Geländewagen vorlassen, damit er uns frische Spurrillen zieht. Leider kommt ihm in der nächsten Kehre ein Auto entgegen und die Straße ist erst mal dicht. Der einheimische Fahrer schaufelt eine Ausweichbucht und sagt, dass ein Auto nicht nach Theth kommen kann. Als er mich mit meinem Helm sieht, sagt er "Moto OK". Wir können also durch.
Im Bild: 2 große Offroader
Nachdem der Stau aufgelöst ist, krabbel ich zurück zum Mopped und fahre weiter.
 Zu Fuß merkt man erst, wie steil der Weg ist.
Wir beratschlagen kurz, was wir tun sollen. "Moto OK" ist ja eindeutig, also weiter...

So langsam werden die Fahrspuren durch das Schmelzwasser zu kleinen Eisbächen. Hier möchte ich nicht bei dem Gewitter, das für abends angesagt ist, langfahren. Gut das die Stiefel wasserdicht sind.
Nach einer Kurve steht ein schweizer Geländewagen auf der Straße. Selbst zu Fuß kommt man nur vorbei, wenn man mit dem Hintern die Schneewand eindrückt und der Bauch am Lack schleift. Gut das wir alle schlank sind. Bevor ich lospoltern kann wie bescheuert die hier stehen, sehe ich die Planierraupen vor dem Wagen.
Der einheimische Geländewagen war wohl von den beiden Arbeitern, die auf dem Weg nach Hause sind. Am nächsten Tag wollen sie die letzten wenigen Kilomter bis Theth schaffen. 1000m Luftlinie bis zum ersten Hotel., das muss doch machbar sein.
Hm. Drüber ziehen und dann 10 Kehren bergab?
So sieht "Moto OK" aus...
NEIN! Laut Maps sind es noch 5,6km. Das kann Tage dauern...

Die Schweizer füllen unsere Wasservorräte auf. Runter war es schon anstrengend, da werden wir hoch wohl noch etwas trinken müssen.

Die beiden haben ihre Standheizung an und wollen warten, bis morgen die Straße frei ist. Die Arbeiter haben wohl auch angedeutet, dass der Winterschlaf der Bären hier langsam vorbei ist, aber die beiden sind zuversichtlich...

Also Moppeds wenden und wieder hoch. 12km sollen es bis zur Passhöhe sein. Noch 2 Stunden bis Sonnenuntergang und es beginnt bereits leicht zu Regnen..
Im Schmelzwasser hat man mehr Grip
Also werden keine Gefangenen gemacht. Wo immer es geht fahre ich in der Spurrille in der das Tauwasser abfließt. Gegen die Strömung, teilweise 30cm tief, dicht an der Schneewand, aber dafür meist mit Schotter unten drunter. Schnell hab ich mir beide Spiegel an der Wand lose gefahren, jetzt wären Klappspiegel sinnvoll. Wenn das Tauwasser plötzlich im Boden verschwindet oder man die Spur wechseln muss, ist Schneefräsen angesagt. Mit etwas Schwung geht es einigermaßen. Manchmal fällt aber ein Rad in ein Loch, in dem vorher schon mal jemand festgesteckt hat. Es lebe die leichgängige Kupplung und die große Schwungmasse des Motors. Bin immer irgendwie weiter gekommen. In den Pausen lasse ich die Zündung an, damit der Lüfter eine Chance hat die Wärme los zu werden. Trotz Schnee überall läuft der Lüfter andauernd und auch bin am dampfen... Ich schicke Adalin eine SMS, dass er auf gar keinen Fall versuchen soll nach Theth zu fahren.

Nach über einer Stunde sind wir aus dem Schnee raus und müssen nur noch das letzte Stück zur Passhöhe über freie Schotterwege. Insgesammt 3 Stunden haben wir uns runter und rauf durch den Schneematsch gekämpft. Man fühlt sich wie ein Held! "Man wird Lieder über uns und diesen Tag singen", ist mein erster Kommentar nachdem wir oben sind.


Großes Lob auch an die meine Enduro-Boots. Trotz langem Einsatz in Schneematsch und Wasser ist alles trocken.

Selten hat sich scheitern so gut angefühlt
Schnee tropft von Überall aus dem Mopped. Der Motorschutz ist voll und die Räder auch. Man beachte das Hinterrad, fühlt sich selbst bei 50 nicht mehr ausgewuchtet an. Tapferes kleines Motorrad!
Einige Wolken sehen schon bedrohlich dunkel aus.

Wird Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Nur Jonathan fehlt, aber bei den Schneewänden kann er ja nicht vom Weg abgekommen sein. Wir fahren weiter zur Passhöhe.
Unterwegs treffen wir noch ein Pärchen auf einer Multistrada mit Straßenreifen, Jonathan wird uns später erzählen, dass er den beiden helfen musste, ihr Mopped aus dem Schnee zu bergen.

Auch an der Passhöhe ist nichts von ihm zu sehen. Hanjo fährt weiter suchen, ich versuche es via Handy.
Als ich ihn erreiche, ist er schon weit im Tal und wartet auf uns. Dort Treffen wir uns.
Die nächste Unterkunft soll noch ein paar Kilometer weg sein. Nach dem Losfahren fehlt jetzt Hanjo. Als ich gerade umdrehen will kann ich die XT hören. Die Anstrengungen der letzten Tage und Stunden haben sich gerächt und er ist gestürzt. Nicht nur das Ego, auch das Knie hat etwas abbekommen.

Jetzt aber schnell zur Unterkunft.
Im ersten Ort springt Katja, aus dem Offroad-Wohnmobil, das uns vor der Stromleitung gewarnt hat auf die Straße. Sie übernachten hier im Hof eines Cafés und es gibt wohl auch Zimmer.Also bleiben wir hier. Das waren heute anstrengende 220km von denen wir noch lange erzählen werden.

Das Zimmer ist ein Raum im Keller, in dem ein paar klapprige Betten stehen. Hier habe wohl früher die Töchter geschlafen, bevor sie in die weite Welt gezogen sind. Aber die Dame des Hauses freut sich aufrichtig über die vielen Gäste. Wahrscheinlich sind wir die ersten nach der langen Winterpause, die wieder etwas Geld in die Kasse spülen. Da wir auch etwas zu essen haben wollen, wird sofort der Herd angefeuert.

Strom gibt es grad nicht. Also wird das Zimmer im Taschenlampenlicht bezogen und die Betten verteilt. Hanjo bekommt das Doppelbett, der hat ja Knie, Johannes, als der Größte landet auf der Gästeliege und ich bekomme den Prinzessinentraum.

Nach etlichen Versuchen startet ein Generator und es gibt eine Weile Licht.

Zum Essen ist der Strom dann aber wieder weg und wir Speisen gemütlich im Schein der LED-Lampe.  Inzwischen ist es draußen stockdunkel und das Gewitter ist in vollem Gange. Da möchte man nicht mehr im Berg hängen.
Wir haben Katja und Torsten ja im Laufe des Tages  schon öfter getroffen, aber nun haben wir auch mal Gelegenheit uns zu unterhalten.
Die Chemie stimmt, es wir viel gelacht und dank Google-Translator können wir sogar ein paar Fragen an unsere Gastgeber stellen.

Als es draußen kalt wird, ziehen wir uns in die Küche zurück, wo im Holzofen das Brot fürs Frühstück gebacken wird. Was für ein toller Abend. Unverhofft kommt oft.

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