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Sonntag, 27. Oktober 2019

Ghosttown Tour (Garzweiler)

Ghosttown Tour (Garzweiler)


Facebook erinnert mich gerade an unsere Ghosttown-Tour. Schon über 7 Jahre ist es her, dass wir mit dem Transalp-Stammtisch unsere Tour um Garzweiler mit einem einheimischen Führer gemacht haben. Noch vor Sonnenaufgang bin ich mit der Alp bei Temperaturen um 0°C über die Autobahn nach Düsseldorf gefahren.







Das erste Mal habe ich mich bei der Navigation auf  mein Smartphone (3,5" Sony Experia U, was waren meine Augen da noch gut...) verlassen. Winterhandschuhe, Heizgriffe, trotzdem brauchte ich erst mal nen heißen Cappu an der Tanke wo wir uns treffen wollten.

Dann ging es mit der inzwischen kompletten Gruppeaus der Stadt raus Richtung Garzweiler. Erster Halt an der neuen Wolkenfabrik. Die Wolken der Kraftwerke legen um diese Jahreszeit die halbe Region in den Schatten.

An einer sonnigen Stelle lesen wir uns ein paar RWE-Jubeltafeln durch, bevor es zur Aussichtplattform am Nordrand des Tagebaus geht.

Wie eine klaffende Wunde in der Erde erstreckt sich der Tagebau bis zum Horizont im Süden. Der Dunst wabert an diesem kalten Tag durch die Grube, doch der eisige Wind pustet ihn regelmäßig davon, so das man mit dem Tele die einzelnen Bagger nah ran holen kann. Erst zu Hause sehe ich alle Details.


Auf der einen Seite werden die Erdschichten und die Kohle weggebaggert und über Fließbänder abtransportiert.

Was nicht verbrannt werden soll, wird über weitere Fließbänder dann wieder zu anderen Maschinen gebracht, die damit dann wieder ein neues Ufer aufschütten.




 Der Wind sorgt auch dafür, dass wir die Helme auf behalten während wir lesen, wie tief das Loch liegt und wie riesig die Bagger sind. Sieht aus wie bei einer Mondexpedition.
Kleiner Rundblick über das Loch. Von der Wolkenfabrik bis zum Nordrand...


Weiter geht es zu einem der Dörfer, die dem Untergang geweiht sind. Wir fahren an einer Kirche vorbei vor der gerade die Gräber geleert wurden. Sieht aus wie die Kulisse aus einem Zombiefilm. Fotos haben wir aber keine gemacht. Wir halten auf der menschenleeren Hauptstraße. Die meisten Häuser sind verlassen, die Fenster zugenagelt.
Die meisten Straßen Richtung Tagebau sind gesperrt, aber einige Feldwege dürfen befahren werden, bis wir an einem Erdwall enden.

Dahinter hören wir den Bagger.
 Und je näher man kommt, um so größer wird das Ding.
Auge in Auge mit dem Monster. Ich bin beeindruckt von der Technik, auch wenn der Bagger in den wenigen Minuten, die wir vor Ort viele Kubikmeter Landschaft verschwinden lässt.


Danach fahren wir in einen der neuen Orte, in denen ein Teil der Umgesiedelten neue Häuser gebaut hat. Steril wie jedes Neubaugebiet. Die alte Dorfstrucktur ist verloren. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es wäre wenn mein Heimatort zerstört würde und alle Erinnerungen an die Kindheit ausgelöscht.

Das einzig positive aus Endurofahrersicht ist die Endurostrecke  in einem der Löcher. Hier schauen wir uns vom Rand noch ein Rennen an, bevor es im Sonnenuntergang frierend nach Hause geht.

Letzte Woche war ich nach 7 Jahren mit dem Auto da. Die besichtigten Dörfer sind weg und die nächsten werden abgerissen. Das Loch ist gewandert. Wo damals der Aussichtspunkt war läuft jetzt eine Autobahn auf dem aufgeschütteten Teil.
Die neue Autobahn



Blick vom Skywalk im Süden









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